Wenn Führungskräfte in kniffligen Fragen Rat suchen, bietet Coaching erste Hilfe. Nur: Der Markt ist unübersichtlich, „Coach“ kann sich jeder nennen. Das Systemische Institut Hamburg bietet eine Orientierungshilfe.
Das Zweiergespräch auf Augenhöhe, einst von Top-Managern in Krisen gepflegt, nimmt heute jeder und zu allem in Anspruch. „Der hat es wohl nötig!“, wurde es einst schnell abgetan – und gilt heute als konzentrierte, effiziente Hilfe in einem Geschäftsleben, das auf hohen Drehzahlen rotiert. Wir leben in einer Hochleistungsgesellschaft und werden in vielen Bereichen zu Leistungssportlern. Genauso wie Spitzensportler einen Coach fürs Training haben, sind Mitarbeiter zunehmend an Coaches interessiert, die das Unternehmen zur Verfügung stellt.
Vorgesetzte führen ihre Mitarbeiter heute anders als früher. Die Anzahl von Führungskräften, die im Businesscoaching geschult werden wollen, nimmt nicht nur in unserem Systemischen Institut Hamburg zu. So kommt „Coaching“ mehr und mehr in Mode und hat in der Personalentwicklung vieler moderner Unternehmen einen festen Platz.
Woher rührt der Erfolg dieses Angebots? Bis man eine Gruppen-Weiterbildungsveranstaltung gefunden hat, die auf das persönliche Anliegen zugeschnitten ist, hat man bereits das nächste Problem anderer Natur an den Hacken. Coaching dagegen ist zeitnah zu organisieren. Es ist eine Begleitung auf Zeit. Es ist kein Training, kann aber Trainingselemente beinhalten. Und: Coaching ist kein Couching. Es ist keine Psychotherapie, sollte aber der Selbsterfahrung dienen.
Schwierige Suche nach dem richtigen Coach
Coaching kommt heute in vielen Bereichen erfolgreich zum Einsatz: als Vorbereitung auf Präsentationen, im Übergang von der Fach- zur Führungstätigkeit, in Überforderungssituationen und als Klärungshilfe bei Konflikten, zur Karriereplanung, wenn es über das Vordergründige hinausgehen soll. In Unternehmen sorgen die Personalabteilungen für einen Qualitäts-Check und eine Vorauswahl, damit man sich entscheiden kann – denn auch die Chemie muss stimmen zwischen Coach und Coachee.
Privatleute suchen sich ebenfalls einen Coach. Das birgt Gefahren. Die Berufsbezeichnung „Coach“ ist nicht geschützt. 300 Institute bieten Coaching-Ausbildungen an, rund 20 Verbände Zertifikate (auch zum Kauf) – aber es gibt weder einen staatlich anerkannten Ausbildungsgang noch eine einheitliche Zertifizierung. Jeder kann sich so nennen und so gut wie alles darunter anbieten. Seit gut zehn Jahren boomt der Markt, beispielsweise auch mit EDV-, Lifestyle-, Partner-, Elterncoaching …
In einer aktuellen Studie ermittelte die Uni Marburg: Rund 8.000 Steuerzahler in Deutschland nennen Coaching als ihre Einkommensquelle. Die meisten sind der Umfrage zufolge zwischen 45 und 55 Jahren alt und sammelten zuvor durchschnittlich sechs Jahre Erfahrung in anderen Berufen. Unter diese 8.000 Coaches einen zu finden, der zur Aufgabenstellung passt und zudem als seriös einzuschätzen ist, das ist nicht ganz einfach. Denn die Qualifikation ist schwer abzulesen.
Systemische Coaching Ausbildung und was hat das mit Systemischer Therapie zu tun?
Seit November 2018 wurde die systemische Psychotherapie als Versicherungsleistung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Nach mehr als 10 Jahren Kampf der Systemiker um den Nutzen und die medizinische Notwendigkeit der Systemischen Therapie hat die Systemische Therapie eine Anerkennung über eine wissenschaftliche Wirksamkeitsprüfung erhalten. Diese Entscheidung hat wichtige Folgen für die systemischen Coaches und Berater.
Durch die erfolgreiche Prüfung des systemischen Ansatzes im Kontext der Psychotherapie haben Systemiker, die als Berater und Coaches arbeiten, einen großen Wettbewerbsvorteil. Schließlich unterscheiden sich der theoretische Unterbau, die angewendeten Methoden, die praktizierte Haltung nicht vom systemischen Psychotherapieverfahren. Die wissenschaftliche Anerkennung hat damit eine positive Ausstrahlungswirkung auf die Erwartungshaltung der Kunden und der Arbeitgeber. Eine systemische Ausbildung kann ein solides Argument bei der Wahl eines Coaches sein.
Ein Coach ist kein Guru
Etliche Therapeuten, Supervisoren und Psychologen bieten auch Coaching an. Und einige sind dafür allein durch ihre Vorbildung durchaus qualifiziert. Doch nicht alle trennen klar zwischen psychischen Problemen, die in einer Therapie behandelt werden müssen, und gesunden Menschen, die in einer speziellen Situation eine vorübergehende Begleitung brauchen.
Ein Business Coach hilft Kunden dabei Prozesse, Strategien und Probleme des unmittelbaren Milieus zu reflektieren. Er versteht Coaching als Teil der Prozessbegleitung in den jeweiligen Arbeitskontexten. Dadurch werden Veränderungsprozesse ausgelöst, Ressourcen aktiviert, die Handlungsfähigkeit der Klienten wird erhöht und ihre Entwicklung nachhaltig gefördert.
Was hilft einen „richtigen“ Coach zu finden?
- Referenzen und Angebote anfordern.
- Ein (kostenloses) Vorgespräch anfragen. So kann man die Arbeitsmethoden des Coaches und die Situation des Coachees klären.
- Nach einem Supervisor bzw. einer Verbandsmitgliedschaft fragen.
- Ein guter Coach erläutert seine Methoden und arbeitet transparent.
- Hat der Coach eine entsprechende (am besten systemische) Coaching Ausbildung absolviert?
- Wie viele Jahre Berufserfahrung kann er vorweisen?
- Schafft es der Coach, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu kreieren?
- Beginnt das Coaching damit, den Auftrag zu klären und eine gemeinsame Zielrichtung zu erarbeiten?
- Zeichnet sich seine Haltung aus durch eine wertschätzende Haltung auf Augenhöhe?
- Hat er Vertrauen in die Kompetenzen seiner Kunden, eigene Lösungen zu entwickeln?
- Fördert und baut er Ressourcen und Stärken seiner Klienten aus?
Coaches sind keine Gurus, und Klienten sollten nicht zu Jüngern werden. Das Hauptziel muss sein, den Coachee autonom und unabhängig zu machen.