Beyond Buzzwords: Inklusive Strukturen als Zukunftskompetenz
Im Jahr 2025 zeigt sich in Organisationen ein deutlicher Wandel: Während Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) weiterhin als entscheidende Erfolgsfaktoren gelten, verändert sich die Sprache, mit der darüber gesprochen wird. Unternehmen agieren vorsichtiger in einem zunehmend polarisierten Umfeld. Manche verzichten auf das Label „DEI“ und sprechen stattdessen von „Talent & Culture“ oder „Arbeitskultur & Wirkung“.… Beyond Buzzwords: Inklusive Strukturen als Zukunftskompetenz weiterlesen

Im Jahr 2025 zeigt sich in Organisationen ein deutlicher Wandel: Während Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) weiterhin als entscheidende Erfolgsfaktoren gelten, verändert sich die Sprache, mit der darüber gesprochen wird. Unternehmen agieren vorsichtiger in einem zunehmend polarisierten Umfeld. Manche verzichten auf das Label „DEI“ und sprechen stattdessen von „Talent & Culture“ oder „Arbeitskultur & Wirkung“. Doch Analysen, etwa in der Harvard Business Review (2024), machen deutlich: Dies ist kein Rückzug, sondern ein Reframing. Die Ziele – Zugehörigkeit fördern, Chancen fair verteilen und Vielfalt als Innovationsquelle nutzen – bleiben bestehen, nur die Rhetorik passt sich an.

Deloitte hebt in den Human Capital Trends 2025 hervor, dass Inklusion nach wie vor ein zentrales Handlungsfeld ist, gleichrangig mit Themen wie Human-AI-Integration oder Führung in unsicheren Zeiten. Organisationen, die Zugehörigkeit und psychologische Sicherheit strukturell verankern, sind widerstandsfähiger und innovativer. Eine Studie von Newman et al. (2024) zeigt, dass psychologische Sicherheit das Innovationsverhalten in Teams direkt beeinflusst – und zwar über die Art und Qualität der Kommunikation. Mit anderen Worten: Wenn Menschen den Mut haben, Fragen zu stellen, Zweifel zu äußern oder ungewöhnliche Ideen vorzubringen, entstehen neue Lösungen, die ohne diese Offenheit nicht denkbar wären.

Ein Beispiel aus der Praxis macht die Tragweite deutlich. Ein internationaler Mittelständler aus der Medizintechnik stand vor der Herausforderung, ein neues digitales Patientenportal einzuführen. Die IT-Abteilung hatte bereits eine Lösung entwickelt, die in Pilotprojekten allerdings auf Widerstand stieß. Pflegekräfte beklagten, dass ihre Perspektive nicht ausreichend berücksichtigt wurde, während Ärztinnen und Ärzte die Bedienbarkeit kritisierten. Die Geschäftsführung entschied daraufhin, einen systemischen Organisationsentwicklungsprozess zu starten.

Anstatt das Projekt als reines IT-Thema zu behandeln, wurde ein inklusives Designverfahren aufgesetzt. Alle relevanten Gruppen – von den Pflegekräften über die ärztlichen Teams bis hin zu Verwaltung und IT – erhielten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen, Sorgen und Erwartungen einzubringen. Dabei wurde bewusst auf zirkuläre Fragen gesetzt: „Wie erleben andere Abteilungen die Veränderung?“, „Welche Konsequenzen ergeben sich für die Zusammenarbeit, wenn das System so bleibt wie geplant?“ In moderierten Workshops entstanden so nicht nur konkrete Anpassungen am System, sondern auch ein neues Verständnis füreinander.

Nach sechs Monaten stieg der wahrgenommene Fairness-Index um 18 Prozent, gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der eingereichten Innovationsvorschläge um 22 Prozent. Die Veränderung war kein „DEI-Projekt“ im klassischen Sinne, sondern eine Anpassung der Architektur – und genau darin liegt der systemische Hebel.

Noch deutlicher wird dieser Ansatz im Umgang mit neuer Technologie. Die Einführung von KI-Systemen ist nicht nur eine technische, sondern vor allem eine kulturelle Frage. McKinsey (2025) weist darauf hin, dass Akzeptanz und Effektivität dort besonders hoch sind, wo betroffene Gruppen von Anfang an in Design und Implementierung einbezogen werden. Das schafft Zugehörigkeit und reduziert Widerstände. Systemische Organisationsentwicklung bietet hier die passenden Methoden: Sie macht Macht- und Wirkungszusammenhänge sichtbar, eröffnet Räume für Dialog und unterstützt Führungskräfte dabei, Spannungen zwischen Effizienz, Ethik und Zugehörigkeit auszubalancieren.

Damit wird klar: Inklusive Organisationsentwicklung 2025 geht weit über die klassischen Schlagworte hinaus. Es geht nicht um Programme oder Kampagnen, sondern darum, Strukturen und Prozesse so zu gestalten, dass Vielfalt selbstverständlich Teil der Wertschöpfung ist. Für Organisationen bedeutet das, dass Inklusion nicht länger ein Add-on bleibt, sondern ein integraler Bestandteil von Strategie, Innovation und Resilienz wird. Genau diese Kompetenzen sind es, die in unserer Ausbildung zur systemischen Organisationsentwicklung vermittelt werden: die Fähigkeit, Systeme so zu gestalten, dass Zugehörigkeit, Fairness und Leistungsfähigkeit Hand in Hand gehen.

Quellen (Auswahl, 2024–2025)

  • Harvard Business Review (2024): The Future of DEI Programs
  • Deloitte (2025): Human Capital Trends
  • Newman et al. (2024): Psychological Safety, Communication and Innovation
  • McKinsey (2025): Learning Perspective 2025 – Human-AI Integration

Kategorie: Gleichberechtigung, Organisationsentwicklung, Systemische Organisationsentwicklung, Systemischer Ansatz, Systemisches Konsensieren, Veränderungsprojekte, Veränderungsprozesse, wandel, Weiterentwicklung

Schlagwörter: Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion, Wandel