Es war einmal ein Huhn, das stark schielte. Dieses schielende Huhn sah deshalb die ganze Welt etwas schief und glaubte, sie sei tatsächlich schief. So sah es z.B. auch seine Mithühner und den Hahn schief. Es lief immer etwas schräg und stieß ziemlich oft gegen die Wände.
An einem windigen Tag ging das schielende Huhn mit seinen Mithühnern am Turm von Pisa vorbei. Schaut euch das an“, sagten die Hühner, „der Wind hat diesen Turm schiefgeblasen. „Auch das schielende Huhn betrachtete den Turm und fand ihn aber völlig gerade. Es sagte nichts, dachte aber bei sich, dass die anderen Hühner womöglich schielten.
nach L. Malerba: Die nachdenklichen Hühner
Ist es nicht faszinierend, wie wir alle unsere Welt doch so unterschiedlich wahrnehmen? Vielleicht erscheint auch uns so einiges schief, was eigentlich gerade ist – oder umgekehrt. Woher sollen wir denn auch wissen, was richtig und was falsch ist? Ist das, was wir kritisch bewerten doch nur eine Frage unseres Blickwinkels?