Wenn Führungskräfte in kniffligen Fragen Rat suchen, bietet Coaching erste Hilfe. Nur: Der Markt ist unübersichtlich, „Coach“ kann sich jeder nennen. Management-Berater Rüdiger Klepsch erklärt, warum Coaching nichts mit Psychotherapie zu tun hat und woran man abstruse Praktiken erkennt.

Das Zweiergespräch auf Augenhöhe, einst von Top-Managern in Krisen gepflegt, nimmt heute jeder und zu allem in Anspruch. „Der hat es wohl nötig!“, wurde es einst schnell abgetan – und gilt heute als konzentrierte, effiziente Hilfe in einem Geschäftsleben, das auf hohen Drehzahlen rotiert. Wir leben in einer Hochleistungsgesellschaft und werden in vielen Bereichen zu Leistungssportlern. Genauso wie Spitzensportler einen Coach fürs Training haben, sind Mitarbeiter zunehmend an Coaches interessiert, die das Unternehmen zur Verfügung stellt.

Vorgesetzte führen ihre Mitarbeiter heute anders als früher. Die Anzahl von Führungskräften, die im Businesscoaching geschult werden wollen, nimmt nicht nur in unserer Coaching Akademie zu. So kommt „Coaching“ mehr und mehr in Mode und hat in der Personalentwicklung vieler moderner Unternehmen einen festen Platz.

Woher rührt der Erfolg dieses Angebots? Bis man eine Gruppen-Weiterbildungsveranstaltung gefunden hat, die auf das persönliche Anliegen zugeschnitten ist, hat man bereits das nächste Problem anderer Natur an den Hacken. Coaching dagegen ist zeitnah zu organisieren. Es ist eine Begleitung auf Zeit. Es ist kein Training, kann aber Trainingselemente beinhalten. Und: Coaching ist kein Couching. Es ist keine Psychotherapie, sollte aber der Selbsterfahrung dienen.

Schwierige Suche nach dem richtigen Coach

Coaching kommt heute heute in vielen Bereichen erfolgreich zum Einsatz: als Vorbereitung auf Präsentationen, im Übergang von der Fach- zur Führungstätigkeit, in Überforderungssituationen und als Klärungshilfe bei Konflikten, zur Karriereplanung, wenn es über das Vordergründige hinausgehen soll. In Unternehmen sorgen die Personalabteilungen für einen Qualitäts-Check und eine Vorauswahl, damit man sich entscheiden kann – denn auch die Chemie muss stimmen zwischen Coach und Coachee.

Privatleute suchen sich ebenfalls einen Coach. Das birgt Gefahren. Die Berufsbezeichnung „Coach“ ist nicht geschützt. 300 Institute bieten Coaching-Ausbildungen an, rund 20 Verbände Zertifikate (auch zum Kauf) – aber es gibt weder einen staatlich anerkannten Ausbildungsgang noch eine einheitliche Zertifizierung. Jeder kann sich so nennen und so gut wie alles darunter anbieten. Seit gut zehn Jahren boomt der Markt, beispielsweise auch mit EDV-, Lifestyle-, Partner-, Elterncoaching…

In einer aktuellen Studie ermittelte die Uni Marburg: Rund 8000 Steuerzahler in Deutschland nennen Coaching als ihre Einkommensquelle. Die meisten sind der Umfrage zufolge zwischen 45 und 55 Jahren alt und sammelten zuvor durchschnittlich sechs Jahre Erfahrung in anderen Berufen. Unter diesen 8000 Coaches den einen zu finden, der zur Aufgabenstellung passt und zudem als seriös einzuschätzen ist, das ist nicht ganz einfach. Denn die Qualifikation ist schwer abzulesen.

Ein Coach ist kein Guru

Etliche Therapeuten, Supervisoren und Psychologen bieten auch Coaching an. Und einige sind dafür allein durch ihre Vorbildung durchaus qualifiziert. Doch nicht alle trennen klar zwischen psychischen Problemen, die in einer Therapie behandelt werden müssen, und gesunden Menschen, die in einer speziellen Situation eine vorübergehende Begleitung brauchen. Zudem betrachten sich auch viele Esoteriker als Coaches. Im besten Falle erkennt man das an Bezeichnungen wie Spiritual-Coaching oder Astro-Coaching – viele allerdings werben allein mit dem Begriff „Coaching“.

Da bleiben nur ein paar Testfragen und der gesunde Menschenverstand: Woran man einen guten Coach erkennt – eine Checkliste.

VOR DEM COACHING

  • Referenzen und Angebote anfordern
  • Ein (kostenloses) Vorgespräch fordern! So kann man die Arbeitsmethoden des Coaches und die Situation des Coachee klären.
  • Nach einem Supervisor bzw. einer Verbandsmitgliedschaft fragen
  • Ein guter Coach erläutert seine Methoden und arbeitet transparent.
  • Beginnt das Coaching damit, den Auftrag zu klären und eine gemeinsame Zielrichtung festzulegen?
  • Hat der Coach eine entsprechende Ausbildung absolviert? Und wie viele Jahre Berufserfahrung kann er vorweisen?

WÄHREND DES COACHINGS

  • In den Sitzungen und zwischen den Sitzungen ist ein roter Faden erkennbar.
  • Ein guter Coach fordert den Coachee auf, sich mit seinen Schwächen auseinanderzusetzen.
  • Strikte Trennung zwischen beruflicher und privater Ebene

Coaches sind keine Gurus, und Klienten sollten nicht zu Jüngern werden. Das Hauptziel muss sein, den Coachee unabhängig zu machen!

Quelle: SPIEGEL Online