Bislang steckte digitales Business Coaching noch in den Kinderschuhen – wird es jetzt schnell (er)wachsen? Die absolute Mehrheit an Business Coachings stellten bis dato unangefochten die Präsenzcoachings dar. Videobasierte Sitzungen wurden vereinzelt und meist nur in Verbindung mit Präsenzsessions genutzt. Jedes Coaching lebt vom persönlichen Gespräch. Bisherige Gründe, die dennoch für digitales Business Coaching sprachen, waren der Klimaschutz, eine Zeit- und Geldersparnis. In der aktuellen Krise stellt die Ansteckungsgefahr eine unüberwindbare Hürde für Präsenzcoachings dar.

Und doch brauchen Menschen, Führungskräfte wie Mitarbeiter die Unterstützung mehr denn je. Uns plagt die Unsicherheit – manche mehr als andere, da sie sich zunehmend Existenzängsten ausgesetzt sehen. Ein online Coaching kann hier Abhilfe schaffen und ist z.B. für Führungskräfte in zweierlei Hinsicht gewinnbringend. Auf der einen Seite können sie sich im Coaching einem aktuellen oder persönlichen Thema widmen, wie den Herausforderungen an die Führung, die die aktuelle Situation ihr auferlegt. Auf der anderen Seite sammeln sie Erfahrung und Kompetenz in digitaler Kommunikation, was sie wiederum für Mitarbeitergespräche nutzen können.

Digitalisierung ist nicht wie ein Virus – sie geht nicht wieder weg. D.h. jetzt Ressourcen in digitale Kommunikations-Kompetenz fließen zu lassen, ist eine Investition auf lange Sicht, nicht nur zur Überbrückung der Krise. Führungskräfte, die sich digitale Kompetenz aneignen und weitergeben, fördern die soziale digitale Kompetenz ihrer Mitarbeiter. Dies wiederum hat positive Effekte auf das ganze Unternehmen und darüber hinaus: Digitales Netzwerken mit Kollegen und Kunden eröffnet neue Dimensionen des Zusammenhalts und nicht zuletzt des Marketings. Das Homeoffice, was aktuell vielerorts eine Zwangsmaßnahme darstellt, kann nach der Krise, falls digitale Kommunikation gelernt wurde, zur Unterstützung der Life Balance weiter anteilig und ggf. stärker als vor der Krise genutzt werden.

Aber zurück zur Frage: Was bedeutet Digitalisierung für eine Branche, die vom persönlichen Gespräch lebt? Kann digitales Business Coaching den persönlichen Kontakt mit vergleichbarer Wirksamkeit ersetzen? Ist vertrauensvolle Beziehung über Video Sessions – überhaupt möglich? Und können Coachingtools weiterhin genutzt werden, die im Original mit Raum oder Körper arbeiten?

Für Coaches und Führungskräfte hat das Systemische Institut Hamburg die 5 wichtigsten Tipps für ein digitales Business Coaching zusammengefasst:

  1. Suchen Sie Ihren virtuellen Raum für das Business Coaching.

Für das Video-Chat-Coaching, was gegenüber Telefonie und reiner Textform dem Präsenzcoaching am nächsten kommt, bieten sich Programme wie Google Hangouts, Skype oder Zoom an. Evtl. hat sich in Ihrem Unternehmen oder dem Ihres Coachees bereits ein Programm etabliert. Klären Sie dies ggf. vorab.

  1. Nutzen Sie Ihren Werkzeugkoffer an Coachingtools weiterhin.

Wenn Sie ein bestimmtes Coachingtool anwenden möchten, um interaktive Business Coachings durchzuführen, bieten sich „Virtual Classroom“ Programme an: https://www.martina-rüter.de/training-pcsoftware/fur-schule-und-unterricht/virtuelle-klassenzimmer-vc-videokonferenz-tools-im-vergleich/

  1. Selbstexperimente einbinden.

Das Wort Hausaufgabe nimmt kaum ein Business Coach noch in den Mund. Selbstexperimente sollten Sie aber in ihr digitales Business Coaching unbedingt aufnehmen. Die (hand-)schriftliche Auseinandersetzung mit einem Anliegen fördert die Reflexion und kann eine optimale Vorbereitung auf die nächste Onlinesitzung darstellen. Weitere Information unter https://schreibenwirkt.de/schreibtherapie/

  1. Emotionale Kompetenz und Kommunikation gewinnt an Relevanz.

Die emotionale Kompetenz eines Coaches bzw. einer Führungskraft stellt die Schlüsselqualifikation für die Arbeitsbeziehung und den Coachingerfolg dar. Bei dem digitalen Kontakt fallen einige Informationen weg, wie emotionale Schwingungen, die im persönlichen Kontakt über Körpersprache signalisiert werden. Hier kann ein zusätzlich eingesetzter Emotionale Kompetenz-Test Abhilfe schaffen und zu mehr Differenzierung und Empfindsamkeit im digitalen Kontakt verhelfen. Alle Informationen zum Emotionale Kompetenztest finden Sie hier: https://systemisches-institut-hamburg.de/ausbildung-business-coach/#kompetenz

  1. Vor dem Coaching: Selbstklärung.

Die aktuelle Situation bedeutet besondere Herausforderungen für jede/n von uns. Bevor ich ein Business Coaching durchführe, sollte ich mir der eigenen Unsicherheiten und Einstellungen bewusstwerden. Was sind meine Gedanken/Ängste zur aktuellen Situation? Wie ist meine Einstellung gegenüber digitalem Coaching in der Krise – „In der Not frisst der Teufel Fliegen“ oder „Die Gelegenheit beim Schopfe packen?“

Wenn ich als Coach eher skeptische Stimmen in mir habe, bietet dies die Chance, sich vor dem Coaching mit Ihnen auseinanderzusetzen und besser auf Coachees eingehen zu können, die ähnlichen Bedenken haben. Wenn ich mich als Coach für digitales Coaching entscheide, dann habe ich aber sicher auch optimistische Stimmen in mir, die auch meinen Coachee überzeugen und motivieren können. Mit welcher inneren Einstellung möchte ich also ins Coaching gehen?